35 – Achtsamkeit und Selbstfürsorge in der Kinderbetreuung. Im Gespräch mit Dr. Boris Bornemann

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Boris Bornemann

In dieser Folge stelle ich dem Psychologen, Neurowissenschaftler und Achtsamkeitstrainer Dr. Boris Bornemann Fragen zum Thema Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Boris ist kein Pädagoge. Somit befrage ich ihn in diesem Gespräch stellvertretend für euch als pädagogische Fachkraft, um wichtige Erkenntnisse für die Kinderbetreuung gewinnen zu können.

Wir sprechen darüber, was Achtsamkeit ist und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es dazu gibt. Boris spricht über Gefühle und erklärt, welcher Konflikt im Gehirn entsteht, wenn wir einem Kind beispielsweise ein Gefühl ausreden. Er spricht über Stress und das Stresshormon Cortisol, für was es notwendig ist und welche Auswirkung eine dauerhafte Cortisol Überproduktion auf unseren Organismus hat. Ich frage Boris, was wir selbst als pädagogische Fachkräfte tun können, um gut für uns selbst zu sorgen, uns Pausen zu nehmen und Stress zu reduzieren.

Kontakt zu Boris Bornemann: https://www.borisbornemann.de/, https://www.balloonapp.de/

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33 – Wörter, die wir vermeiden dürfen Teil 3. Achtsamer Umgang mit Sprache

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Und auch im dritten Teil der Podcastreihe „Achtsame Sprache“ greife ich wieder Wörter auf, die wir wahrnehmen, verändern und vermeiden dürfen. In dieser Folge gehe ich auf die Worte Gleich, Aber, Immer, ordentlich, Sollen/ Müssen, wenn..dann, vorsichtig und Iiiii ein. Ich gebe euch wieder Begründungen dafür, warum wir diese Worte überdenken und evtl. vermeiden sollten und welche Worte wir anstatt dessen wählen können.

Viel Spaß beim Hören

Artikel zum Weiterlesen: Nein sagen dürfen – wie Kinder lernen sich abzugrenzen.

Podcastfolge zum Weiterhören: Nein sagen dürfen – wie Kinder lernen sich abzugrenzen.

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32 – Wörter, die wir vermeiden dürfen Teil 2. Achtsamer Umgang mit Sprache.

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Im zweiten Teil gehe ich auf die Worte Nicht, Man, Macker, Zicke, Trampel, Diva, Prinzessin, Mäuschen, Püppi, Schätzchen, Entschuldigen (entschuldige), gleich, au weia, und oh oh ein. Ich gebe euch wieder Begründungen dafür, warum wir diese Worte überdenken und evtl. vermeiden sollten und welche Worte wir anstatt dessen wählen können.

Im letzten Teil der Reihe „welche Wörter wir vermeiden dürfen“ betrachte ich noch die Worte Gleich, Aber, Immer, ordentlich, Sollen/ Müssen, wenn..dann, vorsichtig, Iiiii.

Viel Spaß beim Hören

Artikel zum Weiterlesen:

„Na Süße. Wenn Fachkräfte Kinder mit Worten liebkosen“: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/na-suesse-wenn-fachkraefte-kinder-mit-worten-liebkosen

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25 – Achtsamer Umgang mit den körperlichen Grenzen der Kinder in Krippe und Kita.

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Es ist so schnell passiert: wir streicheln über den Kopf des einen Kindes, ziehen dem anderen eben mal schnell von hinten die Hose hoch, wischen dem nächsten Kind ohne Vorankündigung von hinten den Mund ab. Der Alltagsstress in einer Kindertageseinrichtung führt dazu, dass alles schnell und glimpflich ablaufen muss. Oft übersehen wir dabei, dass wir in der Hektik immer wieder über die körperlichen Grenzen der Kinder hinweggehen. Die Kinder zeigen Zeichen aber wir nehmen sie nicht wahr. In dieser Podcastfolge erkläre ich, wo die körperlichen Grenzen der Kinder verlaufen, wie wir sie wahrnehmen und respektieren können. Ich zähle verschiedene Situationen aus dem Kitaalltag auf, in denen wir besonders feinfühlig auf die körperlichen Grenzen der Kinder achten dürfen.

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09 – Bedürfniswahrnehmung vor Bedürfniserfüllung

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Im Kindergartenalltag sind wir darauf gepolt, den Kindern alle Bedürfnisse prompt zu erfüllen. Wir meinen, die Erfüllung aller Bedürfnisse der Kinder sei der Kern unserer pädagogischen Arbeit. Das stimmt auch in weiten Teilen. Allerdings viel wichtiger als ein bestimmtes Bedürfnis sofort zu erfüllen, ist es das Bedürfnis des Kindes wahrzunehmen und zu verbalisieren. Das Kind in seinem Bedürfnis wahrzunehmen steht oft noch vor der Erfüllung selbst. Oft braucht es dann gar nicht mehr. Es reicht aus das Bedürfnis zu spiegeln (zu benennen).

Den Artikel zum Podcast könnt ihr hier nachlesen: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/das-kind-in-seinem-beduerfnis-wahrzunehmen-ist-oft-noch-wichtiger-als-die-erfuellung-selbst

Oder schaut gerne in unserer Facebook Gruppe: „Bedürfnisorientierte Kinderbetreuung“ vorbei.

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Das Kind in seinem Bedürfnis wahrzunehmen ist oft noch wichtiger als die Erfüllung selbst

Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen und Bindung erlauben häufig keinen Aufschub und brauchen eine sofortige Erfüllung. Je nach Alter und Temperament, schaffen Kinder es weniger oder mehr diese Grundbedürfnisse aufzuschieben. Ein sechs monatiges Kind braucht z.B. bei Hunger unmittelbar etwas zu essen, ein fünfjähriges Kind schafft es unter Umständen noch einen Moment zu warten.

Wir Menschen haben noch viele weitere Bedürfnisse, die zu unserem Seelenheil, unserer inneren Zufriedenheit und unserem Glück beisteuern. Eine Auflistung dieser Bedürfnisse sind hier zu finden: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/die-beduerfnisse-des-menschen-eine-uebersicht

Sehr oft ist es so, dass Kinder gar nicht danach streben, sich ein offensichtliches Bedürfnis direkt zu erfüllen. Viel entscheidender ist, dass ihr Bedürfnis wahrgenommen wird. Das zeigt sich auch in folgenden zwei Situationen in einer Kindertagesstätte:

Beispiel Pia und Beispiel Jan

Beispiel 1 (Pia):

Pia sitzt im hinteren Eck des Gartens einer Kindertagesstätte und weint. Die Fachkraft läuft hin. Von weitem zeigt sie mit ihrer Mimik, dass sie mit Pia mitfühlt. Pia erkennt am Gesichtsausdruck der Fachkraft, dass sie verstehen kann, wie sie sich fühlt. Das beruhigt sie bereits ein wenig.

Die Erzieherin vermutet, Pia wird traurig oder verärgert sein oder vielleicht hat sie sich verletzt?!

Die Fachkraft kommt bei Pia an und tröstet sie. “Soll ich dich mal in den Arm nehmen?”. “JA!”. Sie tröstet Pia und hält sie im Arm bis sie sich ein wenig beruhigt. 

Erzieherin: “Was war denn passiert?” “Hast du dich verletzt?” 

Pia: “JA”

Erzieherin: “Wurdest du gehauen?”

Pia: “Nein geschubst. Die Anne hat mich geschubst”

Erzieherin: “Och man. Und jetzt bist du wütend auf sie?”

Pia: “JA!”

Pia hört schlagartig auf zu weinen, spannt auf dem Schoß der Fachkraft ihren Körper an und bekommt einen wütenden Gesichtsausdruck.

Erzieherin: “ich verstehe. Du bist ziemlich sauer auf Anne weil sie dich umgeschubst hat?”

Pia: “JA!”

Erzieherin: “willst du ihr sagen, dass du dich darüber ärgerst, dass sie dich umgeschubst hat?” Und wollen wir sie mal fragen, warum sie das gemacht hat?”

Pia: Nein schon gut. 

Pia springt vom Schoß auf und geht zurück zu ihrer Freundin, um mit ihr fröhlich weiterzuspielen.

Beispiel 2 (Jan):

Jan wird sehr aufbrausend als Lina ihm das Spielpferd aus der Hand reißt, mit dem er gerade gespielt hatte. Er beginnt zu schimpfen und zu meckern und ist kurz davor, Lina vor Wut zu hauen. 

Erzieherin: “Stopp Jan!”. 

Sie geht zu ihm hin, geht in die Hocke auf Augenhöhe, wendet sich ihm freundlich zu und sieht ihn mitfühlend an. Ihre Mimik lässt erkennen, dass sie ihm wohlgesonnen ist und Verständnis für ihn hat.

Erzieherin:du bist ziemlich verärgert weil Mara dir das Pferd aus der Hand genommen hat oder?” 

Jan: “JA!”

Erzieherin: “Du hast gerade etwas so Wichtiges mit dem Pferd gespielt stimmt’s?”

Jan: “JA!”

Erzieherin: “Ich habe das gesehen, du wolltest mit dem Pferd Bauernhof spielen, richtig?

Jan: “JA und jetzt geht das nicht mehr. Ich brauche das Pferd für meinen Pflug”

Erzieherin: “das ist echt ärgerlich”. “Soll ich dich mal in den Arm nehmen und trösten?” oder “wollen wir die Lina fragen, ob sie dir das Pferd zurück gibt?”

Jan: “Nein. Ist nicht so schlimm. Ich nehmen einfach die Kuh”

In beiden beschriebenen Szenen kommt es den Kinder weniger darauf an, sofort eine Lösung zu finden, Vergeltung zu üben oder einen Ausgleich zu schaffen. 

Es gibt noch viele weitere Situationen, die dieses Phänomen beschreiben könnten:

Robert will ein bestimmtes Spielzeug haben

Philipp will dass seine Mama kommt

Frieda will nicht mit raus in den Garten

Lutz mag das Essen nicht

 

Das Bedürfnis hinter dem Bedürfnis

Viel eher brauchen sie Einfühlung und Verständnis. Sie benötigen Jemanden, der sich in sie einfühlt, der einen Versuch unternimmt, ihre Lage zu verstehen und ihnen Trost spendet. Es reicht ihnen sichtlich aus, dass sie in ihrem Bedürfnis wahrgenommen werden. Sie benötigen dabei keine direkte Lösung, keinen Richter, keinen Ritter, keine unmittelbare Aktion, die daraus folgt. Sie benötigen nicht die Erfüllung des im Vordergrund stehenden Bedürfnisses z.B. das Pferd wieder zu bekommen oder Anne wegen des Schubsens zur Rede zu stellen.

Indem wir in den tröstenden Situationen unsere Verbundenheit  und unser Mitgefühl ausdrücken, erfüllen wir bereits ein fundamentales menschliches Bedürfnis, nämlich das Bedürfnis nach Empathie. 

  • Wir wünschen uns, dass jemand mit unserem Gefühl mitschwingt
  • Wir wünschen uns, dass uns jemand zuhört
  • Wir wünschen uns, dass wir verstanden werden
  • Wir wünschen uns, dass wir gesehen werden.
  • Wir wünschen uns, in unsere Situation akzeptiert zu werden
  • Wir wünschen uns Verbundenheit

So auch Pia und Jan.

Hinter einem zunächst vermuteten, offensichtlichen Bedürfnis z.B. nach Gerechtigkeit oder einer konkreten Konfliktlösung, liegt also häufig ein viel tiefer liegendes, emotionales Bedürfnis: das Bedürfnis nach Wertschätzung, Empathie und Gesehen werden. Durch die Wahrnehmung und Spiegelung des vermuteten Bedürfnisses werden also im Hintergrund andere, weniger offensichtliche, viel wichtigere Bedürfnisse des Kindes gestillt, nämlich nach Verbindung und Anerkennung.

Das heißt auch das Verbalisieren eines offensichtlichen Bedürfnisses, erfüllt dem Kind unter Umständen ein anderes viel tiefer liegendes Bedürfnis.


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“Na Süße…” wenn Fachkräfte Kinder mit Worten liebkosen

“Na Süße…” so nannte ein Erzieher ein vierjähriges Mädchen. Spontan musste ich mich innerlich schütteln. Es kam ein Gefühl von EKEL in mir auf. Habe nur ich diese Abscheu gespürt oder auch das Mädchen selbst? Hätte ich mich vielleicht nicht so geekelt wenn es eine Erzieherin und kein Erzieher gewesen wäre?! Bin ich doch etwas zu sensibel? Warum reagierte ich so? Fragen, Fragen, Fragen. 

Eines beobachte ich jedenfalls immer wieder: Kinder werden in der Kindertagesbetreuung beinahe inflationär mit Kosenamen benannt:

“Püppi”, “Mäuschen”, “Schätzchen”, “Hase”, “Schnecke” usw.

Es rutscht uns plötzlich raus, die Kleinen sind ja auch zu süß, wir meinen es doch nur gut. Kennt ihr das? 

Die meisten denken sich nichts dabei, meinen es nicht böse, ist doch nur nett gemeint und schafft Nähe zum Kind. Das mögen die Kinder doch und mich mögen sie dann auch lieber. Auf diese Weise kann ich eine Beziehung aufbauen, die für die pädagogische Arbeit doch so wichtig ist. Aber ist das wirklich so? 

Kinder mögen meist keine Kosenamen

Die meisten Kinder, die ich frage, ob sie Kosenamen mögen, antworten mir mit einem klaren NEIN! Es wird dabei ihre Grenze überschritten.

Ihre Mimik, Gestik, ihr Verhalten, ein Wegdrehen, ein Gesicht verziehen, ein danach schnell Wegrennen lässt dann vermuten, dass ihnen diese Art der sprachlichen Zuwendung zu eng und grenzüberschreitend ist.

Wenn Kinder mit “Süße” oder “Püppi” angesprochen werden, hat das für mich doch ein wenig etwas von einem Kuscheltier, von etwas Kleinem, Niedlichen, einem Objekt, das liebkost wird.

Kinder wollen gleichwertig behandelt werden

Kinder wollen jedoch GLEICHWERTIG als vollwertige Persönlichkeiten gesehen werden, als Subjekte, die ihr Leben selbst gestalten können, die über sich selbst bestimmen können. Sie wollen als Karl, Louis, Mia, Fred und Emma gesehen und geschätzt werden. Sie wollen hingegen nicht als kleine süße Püppchen behandelt oder wie Objekte betätschelt werden. Sie wollen wie sie SELBST behandelt werden – mit all ihren Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften. 

Wir können Kinder FRAGEN, ob sie die Liebkosungen mögen. Manche Kinder verlangen vielleicht sogar danach. Wenn sie ihr Einverständnis dafür geben, sind die verniedlichenden Bezeichnungen keineswegs zu kritisieren. Aber wenn Kinder sie allerdings nicht mögen, muss das respektiert werden! 

Und wenn es uns doch passiert?

Wenn uns doch eine gut gemeinte Liebkosung über die Lippen rutscht, haben wir die Möglichkeit unser BEDAUERN darüber auszudrücken.

“Oh ich weiß, eigentlich magst du so nicht genannt werden. Das kann ich gut verstehen. Ich bedauere dich “Mäuschen” genannt zu haben weil ich weiß, dass du das gar nicht magst. Ich versuche nächstes Mal darauf zu achten, denn mir ist es wichtig, dass deine Grenzen respektiert werden”

Auf dieser Grundlage können tolle Gespräche entstehen, die Kinder für ihr Leben bereichern. Ich kann mit dem Kind über seine eigenen GRENZEN und über das Wahrnehmen eigener Grenzen sprechen. Anhand dieses Alltagsbeispiels haben wir die Möglichkeit, Kinder darin zu bestärken, ihre eigenen Grenzen zu wahren und NEIN zu sagen.

Mehr zum Thema Grenzen und Wahrnehmung von kindlichen Grenzen findest du hier: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/nein-sagen-duerfen


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