41 – Barfuß in der Kita. Ein Interview mit Alexander Tok.

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Lea Wedewardt
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Alexander Tok

In dieser Folge spreche ich mit dem Barefoot Movement Coach Alexander Tok über das Barfuß laufen in der Kita. Was ist ein Barefoot Movement Coach? Welche Vorteile hat das Barfuß Laufen für Kinder? Für ihre Gesundheit? Welche Schwierigkeiten bringt es mit sich, wenn Kinder in der Kinderbetreuung überwiegend Schuhe tragen und vor allem wenn sie falsches Schuhwerk tragen? Diesen und weiteren Fragen gehen wir in dieser Episode nach. Viel Freude beim Anhören!

Kontakte zu Alexander:

www.barfuss-im-pott.de,

https://barfuss-im-pottcast.podigee.io/

https://link.tospotify.com/2jK72farMbb

https://www.instagram.com/tv/B-1Kd8MlWj8/?igshid=1ex92rl1trrer

Österreichische Fußstudie: https://kinderfuesse.com/plus12/

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30 – Tragen mit Tragehilfen in der Kinderbetreuung. Ein Interview mit Anne Päts

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Anne Päts
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Lea Wedewardt

In dieser Podcastepisode spreche ich mit der Kindheitspädagogin, Tagesmutter und Trageberaterin Anne Päts. Wir gehend darauf ein, in welchen Momenten das Tragen mit Tragehilfen Sinn macht. Wir erörtern die Vorteile des Tragens und besprechen, welche physiologischen, psychologischen, neurologischen und biologischen Argumente für das Tragen sprechen. Anne Päts hat eine Bachelorarbeit über das Tragen mit Tragehilfen in der Kinderbetreuung geschrieben und darin Fachkräfte zum Thema befragt. Sie greift im Interview verschiedene Ergebnisse ihrer Umfrage auf z.B. wie oft pädagogische Fachkräfte Kinder eigentlich im Alltag hochnehmen, wie viele Fachkräfte bereits Tragehilfen in Kindertageseinrichtungen nutzen und die Frage nach den Bedenken zum Tragen. Wir gehen außerdem auf meine Umfrage in der Facebook-Gruppe zum Tragen mit Tragehilfen ein. Viel Spaß beim Hören.

Auflistung zu Studien „warum Berührungen so wichtig sind“

Kontakt zu Anne:

http://www.mit-herz-und-rhythmus.de/Tagesmutter_Kindertagesbetreuung_Trageberatung_Kita_Fortbildung_mit_Herz_und_Rhythmus_Potsdam.html

Podcastepisode zum Weiterhören: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/10-gibt-es-ein-zu-viel-an-naehe-im-paedagogischen-kontext

Blogartikel zum Weiterlesen: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/zu-viel-naehe-gibt-es-nicht-auch-nicht-im-paedagogischen-kontext

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Was ist Bedürfnisorientierte Kinderbetreuung? Der Versuch, ein komplexes Thema so kurz wie möglich zu erfassen

In der Bedürfnisorientierten Kinderbetreuung stehen die Bedürfnisse aller Beteiligten in der Kinderbetreuung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das heißt jeder Einzelne steht mit seiner Individualität, mit seinen Bedürfnissen, seinen Gefühlen und seinen individuellen Grenzen im Mittelpunkt. Bedürfnisorientierte Kinderbetreuung nimmt insbesondere die Bedürfnisse der Kinder, der Fachkräfte aber auch der Eltern als Ausgangspunkt der Interaktionen und der Gestaltung der Kinderbetreuung. Jedes Bedürfnis und jedes Gefühl hat seine Berechtigung und seinen Platz, wird gesehen und gewertschätzt. 

Das bedeutet nicht automatisch, dass jedes Bedürfnis ungefiltert ausagiert werden bzw. sofort seine Befriedigung findet kann, das wäre – insbesondere unter den aktuellen Rahmenbedingungen – nicht möglich. Es geht viel mehr darum, sein Feingefühl zu schulen und sich als Fachkraft dafür zu sensibilisieren, das Bedürfnis, die Absicht, das Gefühl oder die Grenze des Kindes, der Eltern oder auch die von uns selbst wahrzunehmen und zu formulieren. 

Der erste Schritt ist also zunächst die Wahrnehmung der Bedürfnisse. Der Fokus liegt darauf, eine Situation hinsichtlich der Bedürfnisse der unterschiedlichen (kleinen und großen) Menschen achtsam wahrzunehmen und zu benennen. Häufig ist es so, dass allein das Formulieren (Spiegeln) und damit das Verständnis für ein Bedürfnis ausreicht, um eine Beruhigung, Befriedigung und Regulierung der Situation zu ermöglichen. Was fühlst du gerade? Was willst du gerade? Was ist deine Idee? Was denkst du gerade? Was ist dein Fokus? Ziel ist es dabei, die Gefühls- und Bedürfnislage der Kinder und der Fachkräfte für sich selbst offenzulegen, bewusst zu machen. 

Erst im zweiten Schritt geht es um die Frage, wie können die einzelnen Bedürfnisse erfüllt werden? Stellen wir uns mal das Beispiel einer Kindergartengruppe vor. Jeder hat ein anderes Bedürfnis zu einem bestimmten Moment. Jeder hat andere Gefühle, jeder möchte etwas anderes tun. Es ist somit notwendig, die verschiedenen Bedürfnisse gegeneinander abzuwägen weil sonst die Gruppe nicht handlungsfähig wäre. Es beginnt ein Aushandlungsprozess zwischen den Bedürfnissen. 

Der größte Kritikpunkt an der Bedürfnisorientierung besteht darin, dass es nicht möglich sei, alle Bedürfnisse aller Kinder jederzeit erfüllen zu können. Es besteht auch die Angst, dass Kinder dann nicht lernen, ihre Bedürfnisse aufzuschieben, wenig Frust aushalten können. Durch Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Bedürfnisse in der Gruppe kommt es jedoch automatisch zu einem Aushandlungsprozess, in dem die Beteiligten sich in andere hineinversetzen müssen, in dem sie lernen Empathie zu entwickeln und Kompromisse einzugehen. Die Kinder lernen so ganz automatisch, dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben und es wichtig ist diese zu respektieren. Dadurch lernen sie ihre eigenen Bedürfnisse in gewissen Momenten zurückzustellen, Impulse aufzuschieben und Frust auszuhalten. Auf diese Weise fühlen sie sich selbst gesehen und gleichzeitig entsteht ein Gruppengefühl, das auf Empathie beruht und nicht darauf, dass der Erwachsene die Gruppe erzwingt: “das macht man nicht”, “das ist unhöflich!”.

Bedürfnisse verstehen, Gefühle benennen, Grenzen achtsam wahrnehmen, Aushandlungen, Gegenüberstellungen von Bedürfnissen, Lösungen finden, all das sind Kompetenzen, die wir Menschen für ein gesundes, glückliches Leben benötigen. Das heißt, es ist nicht möglich, alle Bedürfnisse zu jedem Zeitpunkt zu erfüllen aber es gibt ein Platz für jedes Bedürfnis, und das Gefühl dahinter und wenn es nur dadurch ist, dass das Bedürfnis ausgesprochen wird.

Zum Weiterhören:

Podcastepisode: Bedürfniswahrnehmung vor Bedürfniserfüllung

Podcastepisode: Der Regenbogenfisch und die drei Säulen der Kinderbetreuung

Zum Weiterlesen:

Artikel: Das Kind in seinen Bedürfnissen wahrzunehmen ist oft noch wichtiger als die Erfüllung selbst

Artikel: Die Bedürfnisse des Menschen – eine Übersicht

Artikel: Bedürfnisorientiert heißt… Bedürfnisorientiert heißt nicht…


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27 – Bedürfnisorientierte Eingewöhnung Teil 2 – ein Interview mit Stefanie von Brück

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Stefanie von Brück

In dieser Podcastepisode spreche ich mit Stefanie von Brück über eine bedürfnisorientierte und bindungsstarke Eingewöhnung. In diesem zweiten Teil gehen wir unter anderem den Fragen nach, wie man es als pädagogische Fachkraft schafft, dass Eltern Vertrauen aufbauen können? Wir sprechen darüber, wer eigentlich den Abschiedsmoment gestaltet, warum Kinder in der Eingewöhnungsphase häufig weinen und diskutieren, ob es eine tränenfreie Eingewöhnung gibt.

Viel Spaß beim Hören.

Kontakte und Infos zu Stefanie von Brück:

Online-Fortbildung für pädagogische Fachkräfte am 22. August 2020 „beziehungsstarke Eingewöhnung leicht gemacht“ https://stefanievonbrück.de/kita-eingewoehnung-paedagogische-fortbildung/

1:1 Beratung für Eltern Happy Kita Start https://stefanievonbrück.de/happy-kita-start-erfolgsprogramm/

Instagram: https://www.instagram.com/stefanievonbrueck.de/:

Facebook: https://www.facebook.com/beziehungsstarkeKitaFamilien/

Zum Weiterhören und -lesen von Lea

1. Teil der Podcastfolge findest du hier: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/26-beduerfnisorientierte-eingewoehnung-teil-1-ein-interview-mit-stefanie-von-brueck

Link zum Weiterhören: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/19-eingewoehnung-in-der-peer-group

Zum Weiterlesen: Nützliches Wissen zur Eingewöhnung Teil 1 – Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Transitionsforschung

Zum Weiterlesen: Nützliches Wissen zur Eingewöhnung Teil 2 – fünf Fehlannahmen einer abgeschlossenen Eingewöhnung

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25 – Achtsamer Umgang mit den körperlichen Grenzen der Kinder in Krippe und Kita.

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Es ist so schnell passiert: wir streicheln über den Kopf des einen Kindes, ziehen dem anderen eben mal schnell von hinten die Hose hoch, wischen dem nächsten Kind ohne Vorankündigung von hinten den Mund ab. Der Alltagsstress in einer Kindertageseinrichtung führt dazu, dass alles schnell und glimpflich ablaufen muss. Oft übersehen wir dabei, dass wir in der Hektik immer wieder über die körperlichen Grenzen der Kinder hinweggehen. Die Kinder zeigen Zeichen aber wir nehmen sie nicht wahr. In dieser Podcastfolge erkläre ich, wo die körperlichen Grenzen der Kinder verlaufen, wie wir sie wahrnehmen und respektieren können. Ich zähle verschiedene Situationen aus dem Kitaalltag auf, in denen wir besonders feinfühlig auf die körperlichen Grenzen der Kinder achten dürfen.

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21 – Nein sagen dürfen – Wie Kinder lernen sich abzugrenzen

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Wie lernen Kinder eigentlich „nein“ zu sagen? Wie drücken sich die „Neins“ der Kinder aus und was können wir dazu beitragen, dass Kinder lernen sich abzugrenzen? Was löst ein Nein der Kinder eigentlich bei uns selbst aus und was können wir tun, wenn unser Nein auf das Nein der Kinder, also Grenze auf Grenze trifft? All diese Fragen beantworte ich in dieser Podcastfolge. Viel Spaß beim Hören.

Den passenden Artikel zu dieser Podcastfolge findest du hier.

Folgt mir auch gerne bei Facebook: https://www.facebook.com/Der-Kita-Podcast-Bed%C3%BCrfnisorientierte-Kinderbetreuung-100313504815610/

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20 – Jungenpädagogik – Ein Interview mit Dirk Fiebelkorn

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Dirk Fiebelkorn

Was brauchen denn eigentlich Jungs? Brauchen sie überhaupt etwas anderes als Mädchen? Wie gehen wir in der Praxis damit um wenn Jungen kämpfen, raufen, Waffen bauen oder mit Waffen spielen? Wenn wir uns überlegen wie Jungen sind und was sie brauchen, reproduzieren wir dann eigentlich nur irgendwelche Geschlechterrollen? Und andersherum, wenn wir genderneutral auf Kinder blicken, verlieren wir dann evtl. sogar den bedürfnisorientierten Blick auf Jungen?

Fragen über Fragen. Mein Gast Dirk Fiebelkorn und ich gehen genau diesen Fragen auf den Grund.

Wenn ihr mit Dirk Kontakt aufnehmen wollt, hier sind die nötigen Links:

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09 – Bedürfniswahrnehmung vor Bedürfniserfüllung

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Im Kindergartenalltag sind wir darauf gepolt, den Kindern alle Bedürfnisse prompt zu erfüllen. Wir meinen, die Erfüllung aller Bedürfnisse der Kinder sei der Kern unserer pädagogischen Arbeit. Das stimmt auch in weiten Teilen. Allerdings viel wichtiger als ein bestimmtes Bedürfnis sofort zu erfüllen, ist es das Bedürfnis des Kindes wahrzunehmen und zu verbalisieren. Das Kind in seinem Bedürfnis wahrzunehmen steht oft noch vor der Erfüllung selbst. Oft braucht es dann gar nicht mehr. Es reicht aus das Bedürfnis zu spiegeln (zu benennen).

Den Artikel zum Podcast könnt ihr hier nachlesen: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/das-kind-in-seinem-beduerfnis-wahrzunehmen-ist-oft-noch-wichtiger-als-die-erfuellung-selbst

Oder schaut gerne in unserer Facebook Gruppe: „Bedürfnisorientierte Kinderbetreuung“ vorbei.

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Das Kind in seinem Bedürfnis wahrzunehmen ist oft noch wichtiger als die Erfüllung selbst

Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen und Bindung erlauben häufig keinen Aufschub und brauchen eine sofortige Erfüllung. Je nach Alter und Temperament, schaffen Kinder es weniger oder mehr diese Grundbedürfnisse aufzuschieben. Ein sechs monatiges Kind braucht z.B. bei Hunger unmittelbar etwas zu essen, ein fünfjähriges Kind schafft es unter Umständen noch einen Moment zu warten.

Wir Menschen haben noch viele weitere Bedürfnisse, die zu unserem Seelenheil, unserer inneren Zufriedenheit und unserem Glück beisteuern. Eine Auflistung dieser Bedürfnisse sind hier zu finden: https://www.beduerfnisorientierte-kinderbetreuung.de/die-beduerfnisse-des-menschen-eine-uebersicht

Sehr oft ist es so, dass Kinder gar nicht danach streben, sich ein offensichtliches Bedürfnis direkt zu erfüllen. Viel entscheidender ist, dass ihr Bedürfnis wahrgenommen wird. Das zeigt sich auch in folgenden zwei Situationen in einer Kindertagesstätte:

Beispiel Pia und Beispiel Jan

Beispiel 1 (Pia):

Pia sitzt im hinteren Eck des Gartens einer Kindertagesstätte und weint. Die Fachkraft läuft hin. Von weitem zeigt sie mit ihrer Mimik, dass sie mit Pia mitfühlt. Pia erkennt am Gesichtsausdruck der Fachkraft, dass sie verstehen kann, wie sie sich fühlt. Das beruhigt sie bereits ein wenig.

Die Erzieherin vermutet, Pia wird traurig oder verärgert sein oder vielleicht hat sie sich verletzt?!

Die Fachkraft kommt bei Pia an und tröstet sie. “Soll ich dich mal in den Arm nehmen?”. “JA!”. Sie tröstet Pia und hält sie im Arm bis sie sich ein wenig beruhigt. 

Erzieherin: “Was war denn passiert?” “Hast du dich verletzt?” 

Pia: “JA”

Erzieherin: “Wurdest du gehauen?”

Pia: “Nein geschubst. Die Anne hat mich geschubst”

Erzieherin: “Och man. Und jetzt bist du wütend auf sie?”

Pia: “JA!”

Pia hört schlagartig auf zu weinen, spannt auf dem Schoß der Fachkraft ihren Körper an und bekommt einen wütenden Gesichtsausdruck.

Erzieherin: “ich verstehe. Du bist ziemlich sauer auf Anne weil sie dich umgeschubst hat?”

Pia: “JA!”

Erzieherin: “willst du ihr sagen, dass du dich darüber ärgerst, dass sie dich umgeschubst hat?” Und wollen wir sie mal fragen, warum sie das gemacht hat?”

Pia: Nein schon gut. 

Pia springt vom Schoß auf und geht zurück zu ihrer Freundin, um mit ihr fröhlich weiterzuspielen.

Beispiel 2 (Jan):

Jan wird sehr aufbrausend als Lina ihm das Spielpferd aus der Hand reißt, mit dem er gerade gespielt hatte. Er beginnt zu schimpfen und zu meckern und ist kurz davor, Lina vor Wut zu hauen. 

Erzieherin: “Stopp Jan!”. 

Sie geht zu ihm hin, geht in die Hocke auf Augenhöhe, wendet sich ihm freundlich zu und sieht ihn mitfühlend an. Ihre Mimik lässt erkennen, dass sie ihm wohlgesonnen ist und Verständnis für ihn hat.

Erzieherin:du bist ziemlich verärgert weil Mara dir das Pferd aus der Hand genommen hat oder?” 

Jan: “JA!”

Erzieherin: “Du hast gerade etwas so Wichtiges mit dem Pferd gespielt stimmt’s?”

Jan: “JA!”

Erzieherin: “Ich habe das gesehen, du wolltest mit dem Pferd Bauernhof spielen, richtig?

Jan: “JA und jetzt geht das nicht mehr. Ich brauche das Pferd für meinen Pflug”

Erzieherin: “das ist echt ärgerlich”. “Soll ich dich mal in den Arm nehmen und trösten?” oder “wollen wir die Lina fragen, ob sie dir das Pferd zurück gibt?”

Jan: “Nein. Ist nicht so schlimm. Ich nehmen einfach die Kuh”

In beiden beschriebenen Szenen kommt es den Kinder weniger darauf an, sofort eine Lösung zu finden, Vergeltung zu üben oder einen Ausgleich zu schaffen. 

Es gibt noch viele weitere Situationen, die dieses Phänomen beschreiben könnten:

Robert will ein bestimmtes Spielzeug haben

Philipp will dass seine Mama kommt

Frieda will nicht mit raus in den Garten

Lutz mag das Essen nicht

 

Das Bedürfnis hinter dem Bedürfnis

Viel eher brauchen sie Einfühlung und Verständnis. Sie benötigen Jemanden, der sich in sie einfühlt, der einen Versuch unternimmt, ihre Lage zu verstehen und ihnen Trost spendet. Es reicht ihnen sichtlich aus, dass sie in ihrem Bedürfnis wahrgenommen werden. Sie benötigen dabei keine direkte Lösung, keinen Richter, keinen Ritter, keine unmittelbare Aktion, die daraus folgt. Sie benötigen nicht die Erfüllung des im Vordergrund stehenden Bedürfnisses z.B. das Pferd wieder zu bekommen oder Anne wegen des Schubsens zur Rede zu stellen.

Indem wir in den tröstenden Situationen unsere Verbundenheit  und unser Mitgefühl ausdrücken, erfüllen wir bereits ein fundamentales menschliches Bedürfnis, nämlich das Bedürfnis nach Empathie. 

  • Wir wünschen uns, dass jemand mit unserem Gefühl mitschwingt
  • Wir wünschen uns, dass uns jemand zuhört
  • Wir wünschen uns, dass wir verstanden werden
  • Wir wünschen uns, dass wir gesehen werden.
  • Wir wünschen uns, in unsere Situation akzeptiert zu werden
  • Wir wünschen uns Verbundenheit

So auch Pia und Jan.

Hinter einem zunächst vermuteten, offensichtlichen Bedürfnis z.B. nach Gerechtigkeit oder einer konkreten Konfliktlösung, liegt also häufig ein viel tiefer liegendes, emotionales Bedürfnis: das Bedürfnis nach Wertschätzung, Empathie und Gesehen werden. Durch die Wahrnehmung und Spiegelung des vermuteten Bedürfnisses werden also im Hintergrund andere, weniger offensichtliche, viel wichtigere Bedürfnisse des Kindes gestillt, nämlich nach Verbindung und Anerkennung.

Das heißt auch das Verbalisieren eines offensichtlichen Bedürfnisses, erfüllt dem Kind unter Umständen ein anderes viel tiefer liegendes Bedürfnis.


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Eine Auszeit als Strafe ist grenzüberschreitend

Heute geht es um ein nicht sehr erfreuliches Thema, aber eins, das mir sehr am Herzen liegt. Ich habe in meinem beruflichen Alltag bereits ein paar Mal gesehen, wie Kinder als Strafe für ein unerwünschtes Verhalten alleine in der Garderobe sitzen mussten. Die anderen Kinder haben derweil weiter im Gruppenraum gespielt oder sind als Gruppe rausgegangen. Das heißt, die betroffenen Kinder waren für einen längeren Zeitraum auf sich gestellt.

Zunächst möchte ich klar feststellen, der Ausschluss aus einer sozialen Gruppe als Bestrafung ist eine klare Grenzüberschreitung und nicht erlaubt! Der Paritätische Gesamtverband hat eine Arbeitshilfe zum Kinderschutz herausgegeben, in dem erklärt wird, dass “vor die Tür stellen” eine Form der Gewalt ist – also in der Garderobe sitzen, in eine Ecke stellen, vor die Tür stellen. Diese Art der Gewalt, nämlich der soziale Ausschluss aus einer Gruppe, steht in dieser Erklärung in der Schwere gleichrangig neben dem Zwang zum Aufessen, zum Schlafen, der verbalen Erniedrigung, Beschämung und der körperlichen Gewalt.https://www.paritaet-berlin.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2016/September/2016_09_29_kinder-und-jugendschutz-in-einrichtungen_web.pdf

WARUM ist nun der Ausschluss aus der Kindergartengruppe für ein Kind so schlimm?

Man könnte ja sagen, das Kind sitzt doch an einem sicheren Ort, hat seine Ruhe und kann für sich spielen. Aber was in dem Kind passiert, kann auf Dauer negative Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wohlbefinden des Kindes haben.

  • Der Ausschluss aus sozialen Gruppen fügt Kindern psychischen STRESS zu. Wir Homo Sapiens sind neurowissenschaftlich gesehen darauf gepolt, immer in der Nähe der sozialen Gruppe zu bleiben. Wenn wir früher alleine in der Wildnis unterwegs gewesen wären, hätten wir vermutlich ohne unsere Gruppe nicht lange überlebt. Es kann also ein Gefühl von verlassen sein, allein gelassen sein oder sogar ein Gefühl von Todesangst einsetzen. Das bedeutet im Gehirn massiven Stress. Und eine hohe Cortisolausschüttung im Gehirn kann auf Dauer eine chronische Cortisolüberfunktion oder eine chronische Cortisolunterfunktion hervorrufen und die Entwicklung beeinträchtigen.
  • Die BEZIEHUNG zur strafenden Fachkraft wird durch den Ausschluss aus der Gruppe erschüttert. Das Kind fühlt sich in der Umgebung der Bezugsperson nicht mehr sicher: “dieser erwachsenen Person kann ich nicht vertrauen. Sie schützt mich nicht, sondern bringt mich in Gefahr”. Ein solcher verinnerlichter Glaubenssatz kann mehrere Auswirkungen haben, z.B. dass das Kind nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte weil es sich dort nicht sicher fühlt.
  • Wie jede andere Bestrafung ist der Ausschluss aus der Gruppe hochgradig BESCHÄMEND. In diesem Fall wird die Scham allerdings noch verstärkt. Wenn ein Kind wieder zur Gruppe zurückkommen darf, sind alle Augen auf das “Übeltäter”-Kind gerichtet. Unter Umständen kann die Beschämung beim Zurückkommen noch gravierender sein als beim Verhängen der Strafe. Eine solche Art der Beschämung kann dazu führen, dass das Selbstbild des Kindes langfristig erschüttert wird und es bei wiederkehrendem Ausschluss ein negatives Selbstbild aufbaut: “ich bin böse”. Eine solche häufig auftretende Beschämung kann traumatische Auswirkungen für das Kind bedeuten (https://www.traumaheilung.de/trauma-und-scham/)
  • Einfühlungsbeispiel: wie würden wir uns fühlen, wenn wir bei unseren Verwandten zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wären, wir schütten ausversehen ein Glas um und unsere Mutter würde uns vor die Tür setzen, uns also von der Gesellschaft ausschließen. Es würde alles in uns erschüttern: das Vertrauen in unsere Mutter, die Unsicherheit unseren Verwandten gegenüber und das Gefühl zu uns selbst. Zurückbleiben würde eine riesengroße WUT und das Bedürfnis zu FLIEHEN.
  • Fachkräfte wollen mit ihrer bestrafenden Handlung erzielen, dass ein Kind das ungewünschte Verhalten nicht mehr zeigt. Es kann auch sein, dass der gewünschte Effekt kurzzeitig eintritt. Der Ausschluss aus der Gruppe wird das Kind allerdings eher dazu veranlassen in Widerstand zu gehen und seinem ÄRGER über die Bestrafung Luft zu machen. Solche Kinder werden dann häufig als “schwierige Kinder” betrachtet. Langfristig gesehen ist der Ausschluss aus der Gruppe also für beide Seiten ineffektiv und ungesund.
  • Die Reaktion auf die Bestrafung und der entstandene Schaden ist allerdings stark vom Temperament des Kindes abhängig. Manche Kinder würden sich z.B. eher zurückziehen und autoaggressive, depressive Anzeichen zeigen.
  • Auch die Reaktion der ELTERN zuhause spielt eine entscheidende Rolle. Nehmen die Eltern ihr Kind ernst, trösten sie oder bleibt das Kind mit seinem Kummer alleine bzw. wird noch zusätzlich bestraft für sein „böses“ Benehmen.

Meine Haltung ist klar: ganz egal, was ein Kind “anstellt”, der Ausschluss aus der Kindergartengruppe darf NIE ein Mittel der Erziehung sein!

Welche alternativen Handlungsweisen Fachkräfte anstatt einer Auszeit nutzen können, erkläre ich in dem Artikel: „5 Alternativen für eine Auszeit als Strafe“


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