Ich möchte euch heute von einem “GOOD PRACTISE”- Fall zum Thema MITTAGSRUHE berichten. Ich habe eine Kita besucht, die es den Kindern im Alter zwischen 3 bis 7 Jahren freistellt, wo sie ihre Mittagsruhe verbringen möchten. Es handelt sich um eine relativ große Einrichtung mit über 150 Kindern. Es gibt drei Räume, die zur Mittagsruhe zur Auswahl stehen:
- RAUM: ist so gestaltet, dass Kinder dort “richtig” einschlafen können, also dunkel, gemütlich, Kojen, Körbe, Sterne an der Decke usw.
- RAUM: ist als Snoezelraum mit Dämmerlicht eingerichtet. Dort wird ein Hörbuch gehört, alle verhalten sich ruhig und kuscheln sich in Matratzen, Decken, Kissen etc.
- RAUM: ist ein “wach”-Raum. Dort können sich die Kinder aufhalten, welche leise etwas malen, basteln, spielen oder Bücher anschauen wollen. Dieser Raum ist also gut geeignet für Kinder, die das ruhig Liegen nicht mögen.
Was ich schön finde ist, dass die Kinder durch dieses Konzept neben der Raumwahl auch die Wahl haben, mit WELCHER BEZUGSPERSON sie zusammen sein möchten. Sie können also mindestens zwischen drei Fachkräften wählen, bei denen sie sich wohl fühlen und ihre Mittagsruhe verbringen wollen. Es gibt dabei mehrere Kriterien, die die Kinder unbewusst bei ihrer Wahl im Fokus haben könnten:
- entsprechend der “Artgerecht-Idee”: nur da wo ich mich sicher fühle, kann ich mich entspannen.
- ich gehe nur da hin, wo ich gekrault/ gestreichelt werde
- ich gehe da hin, wo das schönste Ruheritual durchführt wird
- ich gehe da hin, wo die Fachkraft ist, die am schönsten vorliest
- Ich gehe da hin, wo man sich am besten um mich kümmert
- Ich gehe dahin, wo die mir sympathischste Fachkraft ist
Das könnte natürlich auch zur Herausforderung werden weil die Kinder sich womöglich nicht entsprechend ihres Schlafbedürfnis den Raum aussuchen, sondern danach, bei welcher Fachkraft sie sein wollen. Das Bedürfnis der Nähe zur Fachkraft wäre in dem Fall größer als Ruhen/ Schlafen. Das wäre völlig in Ordnung weil das Kind das Bedürfnis für sich erfüllt, was am ehesten befriedigt werden muss um sein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen nämlich Bindung/Beziehung zur Fachkraft anstatt Schlaf. Blöd ist es nur, wenn das Kind sehr müde ist aber sich die bevorzugte Fachkraft im Wachraum befindet. Wichtig finde ich, dass man diese Wahlkriterien der Kinder im Hinterkopf behält.
Keinesfalls sollten die Kinder für ihre WAHL vorwurfsvoll VERANTWORTLICH gemacht werden auf die Art: “warum hast du dir diesen Raum ausgesucht wenn du gar nicht schläfst?” Damit werden SCHULDGEFÜHLE hervorgerufen.
Die Kinder agieren immer im Sinne ihrer ungestillten Bedürfnisse. Es gibt dabei einen unbewussten ANTRIEB hinter der Wahl des Ruhebereichs: ich möchte…… nicht ruhig liegen,… mit meinem Freund zusammen bleiben… bei Erzieherin Susi sein… in dem Raum mit der Mondlampe liegen… ein bestimmtes Brettspiel spielen… mit dem Kuscheltier “Hans” schmusen… am Fenster liegen… mich in der Höhle zurückziehen
Es gibt sicherlich noch viele weitere Kriterien, die die Wahl des Ruhebereichs beeinflussen. Kennt ihr noch welche?
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